Und dann liegst du da.
Du starrst an die Decke in der Dunkelheit.
Du weisst, dass du in ein paar Stunden wieder aufstehen musst. Das macht das Ganze natürlich nicht wirklich einfacher.
Dein Kopf feiert während dessen die Party der Sonderklasse und du stehst mittendrin. Von Feierabend keine Rede.
Es waren einfach einmal mehr wieder zu viele Eindrücke und Reize an diesem Tag. Emotionale Ereignisse, die dich mitreissen. Und viel zu wenig Ruhe. Viel zu wenig Rückzug. Der Tag war wieder viel zu eilig.
Der Schlaf ist für uns alle Menschen elementar. Während dem Schlaf regenerieren wir uns körperlich und psychisch. Unser Körper drückt den Reset-Knopf und lässt uns mit frischer Energie den neuen Tag erleben. Für hochsensible Menschen nimmt er deswegen zusätzlich eine wesentliche Rolle ein. Hochsensible Menschen nehmen Aussen- und Innenreize intensiver wahr. Die Verarbeitungszeit ist länger, entsprechend sehnen sie sich nach längeren und besonders erholsamen Regenerationsphasen. Und genau da kommt der Schlaf ins Spiel. Während eines gesunden Schlafes hat das Gehirn die Möglichkeit, alle diese Reize zu verarbeiten, das Erlebte zu sortieren und sich zu regenerieren. Ein gesunder Schlaf baut diesen Stress wieder ab, fördert die emotionale Balance und stärkt die Konzentration.
Doch gerade der Schlaf kann für viele Superpowers eine grosse Herausforderung darstellen. Lärm- oder Geräuschempfindlichkeit, gedankliche Unruhe und emotionale Überlastung sind nur einige von vielen Faktoren, die einen erholsamen Schlaf für sie erschweren können.
Dadurch, dass hochsensible Menschen die Reize intensiver wahrnehmen und verarbeiten, ist das Nervensystem bei ihnen oftmals stärker beansprucht als bei nicht-hochsensiblen Menschen. Daraus resultiert innere Unruhe und letztendlich eine chronische Stressreaktion, woraus längerfristig ernsthafte Krankheiten entstehen können.
Leider sind viele Superpowers nicht gerade damit gesegnet, einen guten Schlaf zu haben. Sie sind aufgrund ihrer Reizwahrnehmung für diverse Schlafprobleme anfällig. Diese Herausforderungen können sich gegenseitig auch beeinflussen.
Einschlafprobleme: Ständiges Gedankenkreisen, das Wiedererleben oder kontinuierliche Durchspielen emotionaler Ereignisse oder die Sorge, etwas falsch gemacht bzw. gesagt zu haben, halten Superpowers gerne sehr lange wach.
Lärm- und Geräuschempfindlichkeit: Schon die sanftesten Geräusche oder feinste Lichtquellen können als sehr störend empfunden werden und den Schlaf fernhalten.
Erhöhte Traumintensität: Superpowers träumen oft sehr intensiv, was den Schlaf weniger erholsam machen kann. Dies insbesondere dann, wenn Albträume ins Spiel kommen.
Unruhiger Schlaf: Emotionale oder körperliche Anspannung als Folge der alltäglichen Reizüberflutung können dazu führen, dass Betroffene häufiger aufwachen. Im schlimmsten Fall fällt es ihnen dann auch wieder sehr schwer, schnell einzuschlafen.
Morgendliche Erschöpfung: Selbst nach ausreichendem Schlaf, was nicht unbedingt bedeutet, dass er auch von Qualität zeugte, fühlen sich viele Superpowers nicht wirklich erholt.
Falls du selbst davon betroffen bist, hast du bestimmt schon einige Dinge ausprobiert, um diesen Problemen den Gar auszumachen. Da sind wir also mindestens schon zu zweit. Und weil es einfach so wichtig ist, Schlafprobleme frühzeitig anzugehen und es im Grunde einfach umsetzbare Massnahmen gibt, lasse ich es mir nicht nehmen, einige davon zu erläutern.
Um den Schlaf oder das Einschlafprocedere zu verbessern, ist es wichtig, das Umfeld bzw. die Schlafumgebung und die eigene Routine auf deine individuellen Bedürfnisse abzustimmen. Was sich nicht stimmig anfühlt, soll auch nicht sein. Ein bewusstes Körpergefühl und den Zugang dazu, unterstützen dich dabei, deine eigenen Bedürfnisse für diesen Moment wahrzunehmen und entsprechend zu agieren.
Schlafumgebung:
Sorge für eine Schlafumgebung, in der du dich richtig wohl und angekommen fühlst. Ich brauch an dieser Stelle nicht zu erwähnen, dass sämtliche Reizquellen wie elektronische Geräte hier im Grunde keinen Platz haben. Mir ist aber auch bewusst, dass es manchmal gar nicht anders möglich ist. Mach trotzdem das Beste draus. Allfällige Licht- und Geräuschquellen sind zu minimieren.
Superpowers sind gegenüber der Kälte oder der Wärme oftmals sehr empfindlich. Sorge also für eine für dich passende, angenehme Raumtemperatur. Im Idealfall liegt diese zwischen 16 bis 18 Grad.
Abendroutine:
Der Mensch mag Gewohnheiten. Und der Körper ist sehr anpassungsfähig. Diese Eigenschaften kannst du zu deinem Gunsten nutzen und eine Abend- bzw. Schlafroutine entwickeln. Mit der Zeit stellt sich dein Körper darauf ein, wodurch das Einschlafen erleichtert wird.
Etabliere eine Abendroutine, die dir so richtig gut tut und dir eine persönliche Ruheinsel fernab von all den Alltagsreizen verschafft. Richte dir z.B. eine gemütliche Ecke ein und trinke vor dem Schlafengehen eine warme Tasse Lavendeltee. Vielleicht gönnst du deinen Füssen dabei ein wohltuendes Fussbad.
Das abendliche Schreiben eines Tagebuches oder Journals hilft dir bei der Reiz- und Gedankenverarbeitung.
Auf jegliche Bildschirme solltest du wenn immer möglich verzichten. Es ist «nur» eine weitere Quelle völligen Overloades und dein Körper wird daran gehindert, das Schlafhormon Melatonin freizusetzen.
Ernährung und Bewegung:
Du kannst deinen Körper auf natürliche Art und Weise auf dem Weg zu einem ausgewogenen Schlaf unterstützen. Gewisse Lebensmittel wie Bananen, Haferflocken oder Mandeln enthalten Tryptophan. Dies fördert die Produktion von Melatonin und ist die Vorstufe von Serotonin. Ein Serotoninmangel kann Einfluss auf mögliche Schlafstörungen haben.
Sanfte Sportarten wie Yoga, Dehnungseinheiten oder Spazieren können schlaffördernd wirken. Wenn du dabei auch deinem Atem Aufmerksamkeit schenkst, regulierst du dein Nervensystem und baust die innere Unruhe ab. Achte darauf, dass du nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen Sport oder aktivierende körperliche Tätigkeiten ausübst.
Ich weiss, so eine Tasse Kaffee ist ein echter Genuss. Aber nicht am Abend. Also doch eigentlich schon, aber ein kontraproduktiver Genuss. Zumindest das darin enthaltene Koffein. Superpowers können sehr stark auf Koffein reagieren. Verzichte daher auf Koffein und Alkoholkonsum am Abend. Auch hier kannst du den Gewöhnungseffekt nutzen und z.B. stattdessen eine Tasse Tee geniessen. Macht mit der Zeit keinen Unterschied mehr, glaub mir. Es geht nämlich primär nicht um das Getränk an sich, sondern viel mehr um das Gefühl dahinter. Und dies weckst du sowohl mit Kaffee als auch genau so gut mit Tee 😉
Gedankendingens:
Wie ich einleitend schon erwähnte, ist das mit den Gedanken so ein Ding. Genau so mit den Emotionen. Wie viele andere Menschen auch, neigen Superpowers dazu, sich in ihren eigenen Gedanken regelrecht zu ertränken. Emotionale Ereignisse werden immer und immer wieder durchgespielt. Auch wenn wir wissen, dass wir nicht weiter vorankommen, lassen sie uns nicht los. Der absolute Aufhänger für einen guten Schlaf.
Grenze dich von deinen Gedanken und Emotionen etwas ab, indem du sie vor dem Schlafengehen sortierst. Nimm dir ein paar Minuten Zeit und schreibe alles in ein Notizbuch nieder, was dich gerade noch beschäftigt. Versorge danach dieses Buch bewusst an einem abschliessbaren Ort.
Kommen Gedanken oder Emotionen während dem Einschlafen erneut hoch, beobachte und versuche, diese wertfrei wieder loszulassen. Stichwort: Achtsamkeit.
Die besondere Rolle der Achtsamkeit in Zusammenhang mit dem Schlaf
Die Achtsamkeit ist wie bei so ziemlich allem, ein wesentlicher Ansatz, um als hochsensible Person – und alle anderen auch – mit Schlafschwierigkeiten umzugehen. Sie hilft uns sehr dabei, Gedanken, Emotionen und aktuelle Zustände ohne jegliche Wertung bewusst wahrzunehmen, zu akzeptieren und einen gelasseneren Umgang damit zu pflegen. Das Praktizieren regelmässiger Achtsamkeitsübungen und das Etablieren einer achtsamkeitsbasierten Haltung, fördert neben weiteren Aspekten die Fähigkeit, schneller abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Ein achtsamer Umgang mit sich selbst bedeutet auch, die eigenen Grenzen zu respektieren. Wenn der Tag mal wieder vollgepackt ist, oder emotionale Belastungen anstehen, hilft es, bewusste Ruhepausen einzulegen. Der Schlaf wird kontinuierlich besser, wenn das Nervensystem tagsüber nicht dauerhaft overloaded ist.
Fazit
Für Superpowers ist der Schlaf ein wichtiger Anker, um den Alltag zu bewältigen und die volle Stärke entfalten zu können. Doch genau dieser Schlaf ist oft eine grosse Herausforderung. Mit gezielter Schlafhygiene, einem achtsamen und bewussten Umgang sowie mit einer passenden Schlafumgebung können allfälligen Schlafproblemen entgegengewirkt werden.
Die Hochsensibilität mag den Alltag manchmal als herausfordernd und etwas umständlicher darstellen, doch sie ist auch eine besondere Stärke und birgt viele Chancen mit sich. Indem du deinem Schlaf die Priorität gibst, die er verdient und die du noch mehr verdienst, sorgst du für eine gute Balance für dein Nervensystem.
Vergiss eines nicht: Es zeugt absolut nicht von Schwäche, auf viel Schlaf angewiesen zu sein. Vielmehr ist es ein Zeichen dafür wie feinfühlig und komplex dein gesamter Körper arbeitet. Nutze diese Sensibilität, um den Schlaf zu deinem Verbündeten zu machen.

Hinweis: Der Schlaf ist ein Lebenselixier. Solltest du über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten Schlafschwierigkeiten haben, ist eine frühzeitige Abklärung beim ärztlichen oder therapeutischen Fachpersonal wärmstens zu empfehlen.
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