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Achtung: dieser Artikel ist nichts für Dramaqueens und solche, die lieber das Schwarze statt den Regenbogen sehen.

Ich hatte mal eine Bekannte, die hätte eigentlich den Oscar gewinnen müssen. Wenn es  einen Oscar für die beste Jammerleistung gäbe. 
Wir hatten täglichen Austausch miteinander über einen längeren Zeitraum. Bis ich mich dann endlich aufgerafft und den Stecker gezogen habe. Es vergingen keine zehn Minuten, an denen sie nicht irgendwas Negatives auszusetzen hatte. Es war doch immer alles doof und wenn ein Problem gelöst war, stand schon das nächste vor der Türe, die Welt ging mindestens gefühlte 150`000 Mal unter und es scheint alles aussichtslos zu sein. Ich steckte sehr viel Energie in diese Person, weil ich sie immer und immer wieder auffangen wollte. Sie war doch eine Bekannte, also musste ich ihr doch helfen und ihr eine Stütze sein. Aber merk dir eins: du kannst einer Person absolut und überhaupt nicht helfen, auch wenn du noch so viel Einsatz zeigst, wenn sie sich nicht helfen lassen will. 

Wir alle haben irgendwann mal einen Grund zum jammern. Es gibt immer wieder Situationen im Leben, die im ersten Moment als völlig aussichtslos erscheinen und dir den letzten Nerv rauben möchten. Genau in diesem Moment liegt es an dir, wie und mit welcher Einstellung du damit umgehst. 
Du hast zwei Möglichkeiten:
Entweder du buhlst um den Oscar der besten Jammerleistung und packst deinen Rucksack mit unnötigem Ballast voll
oder du krempelst die Ärmel hoch reibst dir die Hände, holst die Neugierde aus dir raus und stehst der Situation in aufrechter Haltung gegenüber.
Die dritte Möglichkeit wäre wohl, das Geschehen zu beobachten, dich darüber zu ärgern und zu hoffen, dass es irgendwann mal vorbeizieht. Es kommt dann der Zeitpunkt, da wirst du dann geknickt sein und wunderst dich, wieso es so lange andauert. Bleib weiterhin tatenlos am Rande stehen und du wirst noch Wurzeln der Traurigkeit schlagen.
Wenn du dich für die erste Möglichkeit entscheidest, dann sei bloss nicht so egoistisch und denke mal an dein Umfeld. Wie geht es wohl den Menschen in deiner Nähe, wenn du ihnen die ganze Zeit immer wieder erzählst, wie schlimm die Welt doch ist. Hast du eine Ahnung, wie das deinen Gesprächspartner beeinflussen kann? Nein? Dann mach mal einen Selbstversuch und stell dich täglich 15 Minuten vor den Spiegel und jammere deinem Spiegelbild die Ohren voll, was das Zeug hält. Du wirst schnell bemerken, dass dein Unterbewusstsein diese negative Energie einsaugt und sich in deinem Organismus ausbreitet. Du wirst schneller gereizt, deine Geduld schwindet, du erfreust dich nicht mehr an Dingen, die dich sonst gefreut haben und du betrachtest alles mit einem äusserst kritischen Auge. 

Auch wenn es eine anstrengende Zeit war, bin ich für diese Erfahrung dennoch dankbar. 
Warum?
Weil mir während dieser Phase so einige Leuchten aufgegangen sind.

Die Situation hinterfragen
Wenn dir etwas im Wege steht, dann frage dich doch mal wieso es dir im Wege steht. Nicht verwechseln mit: «Wieso passiert das mir schon wieder?» oder «Wieso immer ich?» Nein – versuch`s doch mit: «Was war wohl der springende Punkt, dass ich jetzt in dieser Situation bin und wie kann ich reagieren, dass dies in Zukunft so verläuft, wie ich es mir erhoffe?» 
In Brummschädel-Sprache klingt das dann etwas so: 
«Welche Trigger könnten zum heutigen Schmerz geführt haben und wie kann ich reagieren oder die Situation so gestalten, dass diese Trigger nicht mehr auftauchen können?»
Ich habe dadurch gelernt, dass ich für all meine Taten, Emotionen und dadurch entstandene Erfahrungen selbst verantwortlich bin. Mein Verantwortungsbewusstsein hat sich weiter aufgebaut und ich bin bereit dafür einzustehen.

Sensibilisierung zur Dankbarkeit
Wenn du mal wieder den Jammerlappen raushängen lassen willst, dann erinnere dich daran, dass es Kinder und Erwachsene auf dieser Welt gibt, die täglich um ihr Überleben kämpfen müssen weil sie kein sauberes Trinkwasser und kein Essen haben. Wenn du nicht gerade an einer tödlichen Krankheit leidest, sind doch die meisten Jammergründe einfach Luxusprobleme, oder? Vergiss nicht, dass du ein Dach über dem Kopf hast, genügend Essen und Trinken im Kühlschrank steht, dass dir unzählige medizinische Möglichkeiten und ein Schulbildungssystem zur Verfügung stehen. Sei dankbar dafür, dass du einen Job hast und dein Unterhalt zahlen kannst. Sei dankbar dafür, dass du morgens aufstehen und du dich selbständig fortbewegen kannst. Sei dankbar dafür, dass in dir viele Potenziale stecken, die du zu deinem Wohle abrufen und ausbauen kannst. 
In Brummschädel-Sprache übersetzt:
Du brauchst jetzt nicht dankbar zu sein, dass du Schmerzen hast, ausser du stehst drauf 😉 Aber du kannst für die Erfahrungen, die du aufgrund der Schmerzen machst, dankbar sein. Ich bin zum Beispiel dankbar dafür, dass ich aufgrund meiner chronischen Schmerzen meine Erfahrung in Gestalt eines Blogs teilen kann und zu einer Lebensform aufmerksam geworden bin, die ich sonst vielleicht nicht kennen gelernt hätte.

Einfühlungsvermögen für das Umfeld
Bei meiner Bekannten hab ich den Spies einfach einmal umgedreht. Ich gab ihr zu merken, dass sie mich mit ihrer Art mit dem Leben umzugehen, negativ beeinflusst. Dadurch ging es ihr natürlich noch schlechter, weil sie ja eigentlich nicht wollte, dass es mir auch schlecht geht. Mit dieser Taktik konnte ich sie dann etwas sensibilisieren um für die Zukunft mal darüber nachzudenken, wie es wohl für ihre Mitmenschen sein mag, wenn der Jammerregen wieder abgeht. Das klappte für ein paar Tage, danach verfiel sie wieder ins gleiche Muster. Dennoch sollte es verankert sein. Uns gerät immer mal wieder in Vergessenheit, wie beeinflussbar wir sind und entsprechen stark wir unser Umfeld beeinflussen können. So passiert das auch mit ständig negativen Energien. Dein Umfeld saugt das auf. Du willst doch nicht, dass es deinen Liebsten auch mies geht oder? Also hat mich das gelehrt, Rücksicht darüber zu nehmen, ob ich jetzt wirklich etwas zu klagen habe und was mein Umfeld mit diesen Informationen anfangen kann. Und was ganz wichtig ist: Mein Gegenüber kann die ja so schlechte Situation meistens eh nicht ändern. Er kann daneben stehen und mir Mut zusprechen oder mich auf eine Denk- oder Verhaltensweise hinweisen aber die einzige Person, die das Übel am Schopf anpacken kann bin ich selbst. 

Erwartungshaltung überdenken
Eng verknüpft mit den obigen Zeilen ist dieser Punkt. 
Ohne gross darüber nachzudenken – antworte mir auf diese Frage: Was erhofft sich/erwartet ein Jammerlappen von dir als Gesprächspartner, wenn er dir seine Sorgen mitteilt? 
Unterstützung? Eine Lösung? Ein Wunder? Oder einfach ein offenes Ohr?
Nicht selten gerate ich in Gespräche, in denen sich herausstellt, dass von mir jetzt DIE Antwort oder DIE Lösung kommt. Aber ey, lebe ich dein Leben oder lebst es du?  Und wehe, du kannst nicht bieten, was erwartet wird, dann bist du unten durch oder ein schlechter Freund. Das bekam ich früher schon das eine oder andere Mal zu spüren, was mich erschüttert hat. Ich werde für etwas verantwortlich gemacht, weil Person X ihre Erwartungshaltung nicht zügeln kann. Seit diesem Geschehnis achte ich darauf, was ich von meinen Gesprächspartnern erwarte. Manchmal erwische ich mich dabei, die Latte wieder etwas zu hoch geschraubt zu haben und senke diese wieder um ein paar Level. 
Als (Brummschädel) Schmerzpatient kannst du keine Heilung von den Ärzten, Therapeuten, Heilern o.ä. erwarten – Sie können dir einen Weg aufzeigen und bestenfalls ein Stück mitgehen, aber die Heilung geschieht in dir drin und dafür kannst nur du selbst aktiv sein.
Der Arzt kann dir zwar das Medikament oder die Therapie verschreiben, aber einnehmen musst du es selbst.

Verzeih mir bitte, falls ich dir in irgendeiner Form zu nahe getreten bin oder mein Ton etwas schroff war, aber ist es nicht so, dass wir manchmal vor lauter Tragödie vergessen haben, um was es ursprünglich ging?

Perform now, change forever!

jammerlappen

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